Die Fokussierung auf den klassische IQ hat unser Bildungs- und Wertesystem jahrzehntelang geprägt und in der Konsequenz eine Schieflage verursacht. IQ-Tests messen vor allem kognitive Fähigkeiten wie logisches Denken oder visuelle Problemlösungsfähigkeit. Doch die Welt von VUCA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit) und BANI (Zerbrechlichkeit, Ängstlichkeit, Nichtlinearität, Unverständlichkeit) verlangt nach etwas ganz anderem: nach adaptiver Intelligenz.
Der Flynn-Effekt, benannt nach dem Psychologen James R. Flynn, beschrieb einst steigende IQ-Werte in den Industrieländern über Generationen hinweg. Heute zeigt sich jedoch, dass diese Werte stagnieren oder sich sogar umkehren. Diese Entwicklung spiegelt jedoch keine mangelnde Fähigkeit wider, sondern eine wachsende Lücke: Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts liegen außerhalb dessen, was klassische IQ-Tests je messen konnten. Unsere Fähigkeit, uns offen, flexibel, kreativ und lösungsorientiert auf Neues einzustellen, ist deutlich zurückgegangen – und das gilt es zu ändern.

Adaptive Intelligenz ist die Kunst, in einer Welt der Ungewissheit und ständigen Veränderung nicht nur mitzuhalten, sondern souverän zu agieren und aus der Herausforderung einen Triumph zu machen. Sie umfasst Fähigkeiten, die ihre Entsprechung in den Grundprinzipien der angewandten Improvisation finden (der vier A-s):

1. Achtsamkeit: Wach und präsent im Moment bleiben, ohne sich von altem Ballast leiten zu lassen. (Im Moment sein. Bewusstheit/Awareness.)
2. Akzeptanz: Herausforderungen als Möglichkeiten annehmen – radikale Offenheit macht Neues erst denkbar. (Offenheit, bewusstes Zusammenwirken)
3. Assoziation: Intuitiv und kreativ Verbindungen schaffen, um innovative Lösungen zu entdecken. (Emotionale Intelligenz, Intuition, Kreativität.)
4. Ausdruck: Ideen mutig in die Realität umsetzen, statt sie und sich in Gedankenspiralen zu verlieren. (Mut, Commitment)

Diese Fähigkeiten sind weit mehr als bloße Zusatzqualifikationen – sie stellen essenzielle Schlüsselkompetenzen dar. Mit ihnen können wir uns inmitten des Wandels souverän behaupten, handlungsfähig bleiben und weiterentwickeln.
In einer Welt, die nicht nur schneller, sondern auch unberechenbarer wird, sind alte Erfolgsmuster obsolet. Es geht nicht darum, „mehr“ zu leisten oder „besser“ zu werden – es geht um die Fähigkeit, inmitten des Chaos handlungsfähig zu bleiben und sich zu transformieren. Im Zuge der Transformation von Denk- und Bildungssystemen ist die Entwicklung von Fähigkeiten wie Offenheit, Mut, Flexibilität, Kreativität, einem bewussten Zusammenwirken im Sinne des Ganzen von entscheidender Bedeutung. Es ist kein Luxus, sondern eine unabdingbare Notwendigkeit, denn die Zukunft gehört denen, die im Einklang mit den Veränderungen gehen, die über adaptive Intelligenz verfügen.

Angewandte Improvisation ist ein praxisbezogenes Methodenset zur Entwicklung einer agilen, lösungsorientierten inneren Haltung. Nicht durch Theorie, sondern durch aktives Handeln stärken Führungskräfte, Experten und Teams ihre Fähigkeit, auch in unvorhersehbaren Situationen souverän, kreativ und entschlossen zu agieren. Mit jeder Übung wächst die mentale Flexibilität – bis spontane, klare Entscheidungen, Kreativität, Innovation und wirkungsvolle Kommunikation zur natürlichen Reaktion werden. Das Ergebnis: ein belastbares Mindset, das Wandel nicht als Risiko, sondern als Spielfeld für Chancen begreift.

Die Angewandte Improvisation bedient sich der Grundprinzipien, Tools, Fähigkeiten, Denkweise und Praktiken des modernen Improvisationstheaters, dessen Wegbereiter und Begründer der englische Dramaturg, Regisseur und Autor Keith Johnstone ist. Diese Grundprinzipien werden in verschiedenen Lebensbereichen außerhalb des Theaters, in der ` echten´ Welt, eingesetzt: zur Unterstützung von Organisations- und Personalentwicklung, im Einzelcoaching insbesondere bez. Fragen der Persönlichkeitsbildung, der Resilienz, der Agilität und der Transformation, bei Veränderungsprozessen.

Angewandte Improvisation steht insbesondere für die Kunst, auf Situationen in Echtzeit konstruktiv zu reagieren und diese entsprechend zu managen.
Sie beinhaltet den spontanen und praktischen Gebrauch von Ressourcen und Kreativität zur Lösung auftretender Probleme, bei Herausforderungen, wichtigen Übergangsphasen, bei Transformation und Innovation.

Der internationale Berufsverband ist das AIN – das Netzwerk für Angewandte Improvisation: www. appliedimprovisationnetwork.org

In einer Welt, die von ständigem Wandel und Unsicherheit geprägt ist, wird adaptive Intelligenz zu einer Schlüsselkompetenz. Sie umfasst die Fähigkeit, flexibel und kreativ auf die steigende Komplexität und auf neue Herausforderungen zu reagieren und sich an Veränderungen durch Echtzeit-Transformieren anzupassen. Einer der effektivsten Wege, diese Fähigkeit zu entwickeln, ist das Training durch angewandte Improvisation.

Wie ein Fitnessstudio für den Geist, fördert angewandte Improvisation die Entwicklung von Denkweisen und Fähigkeiten, die für die Bewältigung komplexer und unvorhersehbarer Situationen notwendig sind. Durch ihre Prinzipien werden Flexibilität, Kreativität und Kooperation geschärft. Das Ergebnis dieses Trainings ist adaptive Intelligenz – eine starke innere Haltung, die einem hilft, in einer VUCA- und BANI-Welt souverän und lösungsorientiert zu agieren. Wer regelmäßig in angewandter Improvisation trainiert, entwickelt die nötigen Fähigkeiten, um inmitten von Unsicherheit und Veränderung nicht nur zu bestehen, sondern durch das Sich-Heranimprovisieren an das Neue zu wachsen.